#ZDFFernsehrat: Vorsitzende Thieme erkennt keine Nachfrage für „Zuschauerrat“

In einem Interview mit dem Branchendienst epd-medien (12/2018, S. 3) sieht die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, Marlehn Thieme, „derzeit keine Nachfrage“ nach einem „Zuschauerrat“. Stattdessen verweist sie auf die öffentlichen Fernsehratssitzungen, welchen Interessierte beiwohnen dürften und auf einen Twitter-Account, welcher der Kontaktaufnahme diene.

Dürfen sich Bürger aber damit zufrieden geben, weiterhin die Zuschauerrolle bei der Gestaltung des Mediensystems im 21. Jahrhundert zugewiesen zu bekommen? Ein bisschen Zuschauen bei Entscheidungen des Fernsehrats hier, ein wenig Dialog dort – das reicht unseres Erachtens nicht mehr aus, um den Funktionsauftrag des öffentlich-rechtlichen Systems langfristig zu sichern. Dies kann nur gelingen, wenn Bürger stärker eingebunden werden. Und natürlich sieht Thieme keinen Bedarf daran. Aus Sicht der Fernsehratsvorsitzenden wäre eine solche institutionalisierte Bürgerbeteiligung sicher mit viel Aufwand verbunden – das lässt sich nicht mal schnell  mit einer Twitter Nachricht des Gremienbüros abhaken. Richtig ist aber auch: solange sich ZuschauerInnen weiterhin über ihre Rolle als MedienkonsumentInnen definieren und nicht als Bürger, die konstruktive Vorschläge formulieren und mehr Beteiligung an „ihren“ Sendern artikulieren, erwächst kein Druck, an dieser Haltung etwas zu ändern.

Interessant ist an diesem Interview, dass sich Thieme hier kaum als „Sachwalterin des Publikums“ darstellt, was ihre eigentliche Rolle wäre, stattdessen eher als Vertreterin des ZDF, der die Quoten als Beleg für den Erfolg des Senders genügen.

Statt die Zuschauer weiterhin abzuspeisen wären diskursive Entscheidungsprozesse notwendig – übrigens auch für die Zukunft des ZDF. Die Öffentlich-Rechtlichen müssten die Zuschauer in die laufende Debatte, beispielsweise um Medienqualität involvieren. Wie das geht, zeigt der österreichische ORF mit seinem Public Value Forum. Auch wenn dieses Forum Teil der PR-Strategie des ORF ist, so enthält es dennoch Bildungs- und Diskurselemente und bindet das Publikum ein. Es ist ein Anfang.

 

28. März 2018 von Christine Horz
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