Goldene Kartoffel geht an ARD/ZDF Talkshows
Die Neuen Deutschen Medienmacher (NdM), ein bundesweiter unabhängiger Zusammenschluss von Journalist*innen mit und ohne Migrationsgeschichte, haben heute ihren Preis für rassifizierte Berichterstattung vergeben.
And the winner is….vier politische Talkshows der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF gleichzeitig. Zu den „Gewinnern“ gehören:
- hart aber fair (Frank Plasberg, ARD)
- maischberger (Sandra Maischberger, ARD)
- Anne Will (Anne Will, ARD)
- maybrit illner (Maybrit Illner, ZDF)
In ihrer Begründung schreiben die NdM in einer PM:
„Laut Programmauftrag sollen die Sender des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks informieren, bilden und unterhalten – die politischen Talksendungen haben also einen Bildungsauftrag. In der Umsetzung merkt man davon leider wenig:
- Die Ankündigungen sind oft reißerisch und mit plumpen Fragen versehen, bspw. „Heimat Deutschland – nur für Deutsche oder offen für alle?“, „Bürger verunsichert – Wie umgehen mit kriminellen Zuwanderern?“, „Angst vor dem Islam: Alles nur Populismus?“, „Gekommen, um zu bleiben. Neue Zuwanderer, alte Probleme?“
- Die Inhalte fördern oft Klischees, statt sie abzubauen. Die Sendungen zu den Themen rund um Migration, Geflüchtete und Islam zeichnen sich durch Vorurteile und Panikmache aus. Fast immer geht es um Extremismus, Kriminalität und andere Bedrohungen durch Migrant*innen und ihre Nachkommen.
- Die Gästeauswahl ist häufig diskriminierend, der Diverstitätsmangel in vielen Sendungen bestechend. Besonders auffällig ist die ständige Abwesenheit von Schwarzen Menschen und People of Color, die sich – wenn überhaupt – oft nur in Sendungen zu Migrationsthemen wiederfinden, als würden Themen wie Rente, Pflege, Klima usw. einen erheblichen Teil der Gesellschaft nicht betreffen. Ein Viertel der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund – das sollte sich überall widerspiegeln.
Kurz: Den politischen Talkshows gelingt es nicht, tiefergehend zu informieren, vielfältige Perspektiven einzubinden und Ressentiments abzubauen. Stattdessen wird hier Rassismus behandelt wie jeder andere Standpunkt auch.“
Politische Talkshows über Flucht sind Teil des Problems „Rassismus“ in Deutschland. Nicht, dass Probleme mit der Zuwanderung verschwiegen werden sollen – Nein! – es geht vielmehr, darum, dass die Talkshows den Eindruck erwecken, als sei beispielsweise Kriminalität ein Privileg der Geflüchteten. Diese Form des Framings ist ganz sicher kein Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, den die ÖRM auch in der Migrationsgesellschaft zu leisten haben.