#ARD: wachsende gesellschaftliche Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks?

Die MDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Karola Wille betont in einem Interview mit medienpolitik.net, dass sie von einer wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung öffentlich-rechtlicher Angebote ausgeht. Das klingt zunächst richtig – in einer fragmentierten Medienwelt haben öffentlich-rechtliche Medien den Auftrag, die Gesellschaft mit einer Grundversorgung und qualitativ hochwertigen Angeboten zu versorgen. Sie können dadurch als verlässliche Informationsquellen dienen.

„Die ARD hat einen gesellschaftlichen Auftrag, und da in der Gesellschaft so viel in Bewegung geraten ist, ist es mir wichtig zu verdeutlichen, warum unsere Bedeutung für das Gemeinwesen wächst, und nicht, wie es manche behaupten, geringer wird. Deshalb wüssen wir gemäß dieses Auftrages, die gesellschaftliche Relevanz unseres Programms immer wieder neu justieren.“

Wille hat vor allem die Qualität der Programme im Blick. Das ist wichtig. Doch wenn öffentlich-rechtliche Medien ihrem gesellschaftspolitischen Anspruch wirklich gerecht werden möchten, sollten sie das Publikum vor allem als Bürger und nicht nur als Konsumenten ansprechen.

Wie Karola Wille die „Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit“ der Öffentlich-Rechtlichen sichern will, lässt aufhorchen, wenn sie fragt: „Repräsentieren wir noch die Grundhaltung der Mehrheit der Gesellschaft oder vertreten wir nur noch Teil-oder Gegenöffentlichkeiten?“

Sicher, es wäre naiv und überholt zu glauben, der öffentlich-rechtliche Rundfunk könne das Publikum erziehen. Doch es gehört nicht unbedingt zu dessen Aufgaben, Mehrheitsmeinungen widerzuspiegeln. Vielmehr würde es dem gesellschaftlichen Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen dienen, wenn sie gerade dazu beitragen, den Diskurs über „Grundhaltungen“ im Fluss zu halten, durch vielfältige Perspektiven und Formate. Sie sollen dafür sorgen, den Meinungspluralismus zu fördern und nicht Mehrheitsmeinungen zu bedienen. Denn es besteht die Gefahr, dass laut vorgetragene Minderheitenmeinungen als vermeintliche Grundhaltungen missverstanden werden. Das ist gefährlich und kann zum Andienen an demokratiefeindliche Bevölkerungsteile führen.

Von einem Dialog mit der Zivilgesellschaft ist leider auch keine Rede. Über das Programm alleine lassen sich Legitimität und Akzeptanz heute aber nicht mehr langfristig sichern.

11. Februar 2016 von Christine Horz
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