#FamilieBraun – Rassismus-TV des #ZDF

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit experimentieren die öffentlich-rechtlichen Sender mit neuen Auspielwegen und Formaten. Ziel ist es, das jüngere Publikum dort abzuholen, wo es sich aufhält: in den sogenannten sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Youtube. Das ZDF schickt seit einiger Zeit eine Serie ins Rennen um die Gunst der Jugend  – Familie Braun. Die Miniserie läuft senderunabhängig auf Youtube und kann nun auch in der ZDF-Mediathek abgerufen werden. Sie handelt von zwei jungen Männern, Neonazis, die gemeinsam in einer WG wohnen. Einer der beiden hat beim Sex mit einer Schwarzen ein Kind gezeugt. Doch erst als die Frau abgeschoben wird, überrascht sie ihn mit einer kleinen Tochter, die sie ihm zur Pflege überlässt. Da ein schwarzes Kind natürlich nicht zur Rassenideologie der Nazis passt, soll die Narration der Handlung daraus ihr satirisches Potential schöpfen. Doch – abgesehen davon, dass das Schicksal der Frau nur als Aufhänger für die Story taugt – wird mit rassistischen Einstellungen und Begriffen nicht gegeizt. So wird das kleine Mädchen immer wieder mit dem N-Wort bezeichnet. Die Mitarbeiter des ZDF haben offensichtlich die Debatten der letzten Jahre um die Verwendung des rassistischen Begriffs in Medien und Öffentlichkeit nicht mitbekommen – oder wollten sie nicht wahrnehmen. Der Gebrauch des N-Worts zur Bezeichnung schwarzer Menschen darf nicht damit gerechtfertigt werden, dass es witzig sein soll oder angeblich unverzichtbarer Teil unserer Sprachhistorie ist (was auch mehr als peinlich wäre…).

Es ist schon schlimm genug, dass mit Gebührengeldern ein rassistischer Begriff aktualisiert und damit weiterhin hoffähig gemacht wird. Problematisch daran ist auch der exklusive Ausspielweg Youtube. Denn wer sagt denn, dass diese spezielle Form des „Humors“ auf Kosten anderer nicht zur Bestätigung und Identitätsbildung von echten Neonazis taugt. Gerade die Tatsache, dass die Serie komplett abgekoppelt vom Sender ausgestrahlt wird, führt dazu, dass das ZDF die Auseinandersetzung der Zuschauer mit den angesprochenen Themen aus der Hand gibt – und damit eine wichtige Chance vertut, eine Debatte zu rassitischer Sprache zu moderieren. Das ist nicht nur schade, sondern verstößt gegen die eigende Satzung des ZDF:

§3. Die Anstalt hat in ihren Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. […] Die Angebote sollen dabei vor allem die Zusammengehörigkeit im vereinten Deutschland fördern sowie der gesamtgesellschaftlichen Integration in Frieden und Freiheit und der Verständigung unter den Völkern dienen.

 

23. Februar 2016 von Christine Horz
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