Studie: Online News im postfaktischen Zeitalter

Welche Onlinemedien sind heute vertrauenswürdig? Und welche erfüllen die erwünschten Funktionen wie Integration der Gesellschaft und Information des Publikums? Edda Humprecht vom Institut für Politikwissenschaft und Medienforschung (IPMZ) der Universität Zürich ist dieser Frage nachgegangen. Untersucht wurden Medienbeiträge aus „Onlinenachrichten verschiedener Medienorganisationen (öffentlicher Rundfunk, privater Rundfunk, Zeitungsverlage, Boulevard- und reine Onlineanbieter) in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA untersucht. Die Studie beruht auf einer quantitativen, standarisierten Inhaltsanalyse von Onlinenachrichten. Insgesamt 1660 Artikel von 48 Medienunternehmen wurden in einer künstlichen Woche im Jahr 2012 erhoben. Untersucht wurde, ob die Berichterstattung Kriterien erfüllt, wie Hintergrundberichterstattung, Analysequalität, Relevanz von Themen, kritisches Hinterfragen und Integration verschiedener gesellschaftlicher Gruppen in den öffentlichen Diskurs, etwa durch eine ausgewogene Berichterstattung, die ein breites Spektrum an Themen erfasst“, wie das European Journalism Observatory berichtet.

Ergebnis in Kürze: die Unterschiede zwischen den Ländern sind groß. In Ländern mit einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk erhält das Publikum mehr Hintergrundberichterstattung und ausgewogene Berichterstattung (Großbritannien, Deutschland). Diese Qualitäten strahlen auf andere Medien aus. Andererseits gibt es in Ländern mit einem polarisierten Mediensystem (Frankreich, Italien) mehr kritisch-distanzierte Politikberichterstattung gegenüber Eliten. Insgesamt haben Internetnutzer aber am ehesten Zugang zu vielfältigen, kritischen Nachrichten, Hintergrundberichterstattung und Analyse von professionellen Medien, wenn starke öffentlich-rechtliche Medien vorhanden sind.

 

04. Juli 2017 von Christine Horz
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