#Dok-Leipzig: Warum man das Fernsehen doch kritisieren soll
Der Leiter des unabhängigen Dresdner Instituts für Medien Bildung und Beratung, Heiko Hilker bespricht ein Interview mit der Festivalchefin der Dok-Leipzig, Leena Pasanen. Darin geht es um die Zukunft des Fernsehens und der Dok-Filmbranche. Dokumentar-Filmer sollten sich demnach vom Fernsehen gänzlich lossagen und ihre Inhalte im Netz anbieten, weil das Fernsehen ohnehin von vorgestern sei und bald nicht mehr genutzt würde. Usern sei es herzlich egal, über welchen Weg sie an ihre Inhalte kommen. Deshalb sei es auch „rückwärtsgewand“, so Pasanen, ARD und ZDF zu kritisieren. Anhand von nachprüfbaren Daten widerspricht Hilker, dass die behauptete exzessive Nutzung der 14-29 Jährigen von Bewegtbild im Netz das Fernsehen sehr bald obsolet machen wird. Gerade einmal 14 Minuten täglich nutzen sie das Internet für audiovisuelle Inhalte – das sind nur rund doppelt so viel wie der Bevölkerungsdurchschnitt (3 Minuten Videos, 3 Minuten für Fernsehinhalte). Sie schauen 144 Minuten Fernsehen, 44 Minuten weniger als der Durchschnitt. Das Fernsehen nimmt also bei allen Altergruppen einen hohen Stellenwert ein.
Öffentlich-rechtliches Fernsehen erhält ca. 8 Milliarden Euro an Rundfunkbeiträgen, es ist an einen Programmauftrag laut Paragraf 6 Rundfunkstaatsvertrag gebunden. „Dies ist die Grundlage, auf der die Sender Programm machen dürfen. Warum soll man nicht einfordern, dass sie sich daran auch halten?“ Auch sei die Frage ungelöst, so Hilker, wie denn die Dok-Filmer für ihre kreative Arbeit vernünftig entlohnt werden sollten.
Der Vorsitzende der AG DOK, Thomas Frickel, hat vor einiger Zeit einen interessanten Vorschlag gemacht: 10% des Rundfunkaufkommens von ca. 8 Milliarden Euro könnten für die direkte Projektförderung für internetbasierte Medieninhalte ausgegeben werden. Dok-Filmer sollten sich darauf bewerben, so dass dieser Betrag gestreut werden könnten. Eine gute Idee, die auch als Experimentierfeld für die Zukunftssicherung des öffentlich-rechtlichen Systems genutzt werden kann. Es wäre jedoch darauf zu achten, dass Dokumentarfilme dadurch nicht noch weiter aus dem Hauptprogramm verdrängt werden.