#Militärallianz: Perlen der Berichterstattung – leider nur im Radio
Der öffentlich-rechtliche Radiosender Deutschlandradio leistet in seinen Programmen beharrlich einen beträchtlichen Teil der Aufklärung, wenn es um die angebliche Militärallianz Saudi-Arabiens gegen den sogenannten IS (Daesh) geht. Damit füllen sie mit Hintergrundberichterstattung die Lücke, die ARD und ZDF hinterlassen, erreichen jedoch nicht deren Einschaltquoten.
Deutschlandfunk ließ bereits am 6.12.2015 den Nahost-Experten Guido Steinberg (SWP) zur Terrorfinzierung des Daesh durch Saudi-Arabien zu Wort kommen:
„Letzten Endes ist das, was wir im Irak und in Syrien auf IS-Territorium sehen, die logische Fortsetzung dessen, was die saudi-arabischen Wahabiten mittlerweile seit zweieinhalb Jahrhunderten predigen“, sagte Steinberg. Das Problem ließe sich nur lösen, wenn der saudi-arabische religionspolitische Einfluss in der arabischen Welt und in Europa „mit sehr drastischen Maßnahmen“ zurückgedrängt werde. Nur das tue die europäische Politik nicht. „Wir sollten unser Verhältnis zu Saudi-Arabien etwas überdenken. Unser Bild ist meines Erachtens so positiv, dass es nicht mehr der Realität entspricht.“
Ulrich Leidholdt vom Deutschlandfunk legte dann am 15.12.2015 mit einem Kommentar zur angeblichen Militärallianz Saudi-Arabiens gegen den sogenannten IS nach. Dabei tat er das, was Korrespondenten idealerweise tun – er ordnete die Ankündigung in den größeren außenpolitischen Rahmen der Geschehnisse im Mittleren Osten ein.
„Vorsicht. Eine Wende, vielleicht sogar die Wende im Kampf gegen den Islamischen Staat ist die neue saudische Militärallianz erst mal nicht. Für solche Hoffnungen bietet das politisch wie religiös erzkonservative Saudi-Arabien bislang keinen Ansatz. Im Syrienkonflikt steht das sunnitische Königreich in der ersten Reihe der Anheizer. Nicht um’s Wohl der arabischen Brüder gegen Assad geht es den Saudis. Sondern um Regimewechsel in seinem Sinne, vor allem aber um die regionale Vormacht im Mittleren Osten – Hauptgegner dabei ist der schiitische Iran. Der unterstützt Assad und strebt seinerseits nach mehr Einfluss in der Region.“
Deutschlandradio Kultur spricht in einem Interview mit Nahost-Experten des Hamburger GIGA-Instituts, die ebenfalls andeuten, dass das angebliche Bündnis gar nicht existiert. „Noch gebe es keinerlei Reaktionen von Regierungen der angeblichen Mitgliedsstaaten, sondern nur eine Presseverlautbarung aus Saudi-Arabien.“
Auch die zweifelhafte Rolle des Westens wird nicht ausgeklammert, der auf der Seite Saudi-Arabiens steht.
„Problematisch sei zwar, dass dieser Allianz auch Staaten angehörten, die nicht gerade demokratisch seien: „Aber wir müssen davon ausgehen, dass der Kampf gegen den IS jetzt auch Bündnisse erfordert, die jetzt vielleicht nicht unbedingt (…) ‚Herzensangelegenheiten‘ sind.“
Statt mehrfacher Berichte in den TV-Nachrichten von ARD und ZDF über die ersten Wahl in Saudi-Arabien, die den Eindruck hinterlassen, das Land wäre auf dem Weg in die Demokratie, sollten die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ihrem Auftrag gerecht werden, die Bevölkerung zu informieren. Solche Hintergrundberichte, wie sie Deutschlandradio liefert, helfen, das Geschehen einzuordnen und sollten dem Fernsehpublikum nicht vorenthalten werden.