#Einschaltquoten: Öffentlich-rechtliche TV-Sender weiterhin zu quotenfixiert

Über die Ausweitung des Messschemas der Fernseheinschaltquoten hatten wir kürzlich berichtet, wobei die erstmalige Einbeziehung der Migranten im Fokus stand. An die grundsätzlichere Kritik der Quotenfixierung der öffentlich-rechtlichen Medien schließt nun das Interview des Vorsitzende der AG Dokumentarfilm, Thomas Frickel, im Deutschlandradio Kultur an. Frickel weist dezidiert darauf hin, dass die Quote gerade für Dokumentarfilme kein geeignetes Mittel sei, die Akzeptanz der ZuschauerInnen zu messen. Dokumentationen würden auf verschiedenen Wegen wiederholt und ausgespielt, was auch die neue AGF-Messung nicht berücksichtige. So kommt ein schlechteres Quotenergebnis bei der punktuellen Messung heraus, was aber die langfristigen Sehschemata der ZuschauerInnen aufgrund der Nutzung von Mediatheken, downloads in Sozialen Medien etc. kaum abbildet.

Für Frickel sind die Haushaltsabgabe und der Auftrag zur Grundversorgung die schlagenden Argumente (wenn es derer noch bedurft hätte), warum die Sender von der Quote abrücken sollten:

„Selbst, wenn Sie zum Amtsgericht gehen und einen heiligen Eid darauf leisten, dass Sie in Ihrem Leben nie ARD und ZDF gesehen haben, müssen Sie ja bezahlen. Und warum müssen Sie das? Finde ich übrigens eine wichtige und gute Idee, weil allein das Angebot eines frei zugänglichen öffentlich-rechtlichen Medienspektrums für die Gesellschaft unheimlich wichtig ist, für den politischen Diskurs in der Gesellschaft wichtig ist, dafür, dass Leute sich informieren können und dass sie sozusagen auf Augenhöhe an dem gesellschaftlichen Dialog und am politischen und sozialen Geschehen teilhaben können. Und wenn das der Grund ist, weshalb dieser Beitrag erhoben wird, dann darf man auf der anderen Seite nicht sagen, das haben aber ganz viele gesehen, und das haben ganz wenige gesehen, sondern es ist wichtig, dass es ein breites, aufgefächertes und alle Gruppen und Schichten berücksichtigendes Angebot gibt.“

Zudem werden „Quotenziele“ für geplante Sendungen vorgegeben, „und wenn man dieses Ziel verfehlt und mehrfach hintereinander verfehlt, kann man relativ sicher sein, dass man zumindest im ersten Programm keine lange Überlebenschance hat mit einem Sendeplatz. Und das ist ja nun einigen Grimme-Preis-belohnten Sendungen schon passiert, dass die einfach wieder verschwunden sind. Also ich glaube, da wird viel zu stark drauf geachtet, und ich glaube, es gäbe andere Möglichkeiten, die Effizienz oder die gesellschaftliche Relevanz von Programmen zu nutzen.“

Deshalb fordert die Initiative für Publikumsräte die Etwablierung eines nachhaltigen Dialogs mit dem Publikum sowie die Einrichtung von Ombudspersonen in den Sendeanstalten. Statt der punktuellen, quantitativen Daten könnten so Akzeptanzkriterien direkt mit dem Publikum erörtert und ins Programm einbezogen werden.

 

06. Januar 2016 von Christine Horz
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