#ARD: Zuweisung um 2,1 Millionen Euro gekürzt – und was man aus dieser Meldung macht
Die Gebühren-Kommission, (korrekt: Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs, KEF) welche über das Finanzvolumen der öffentlich-rechtlichen Anstalten entscheidet, hat der ARD 2,1, Millionen Euro gestrichen. Grund ist ein zulange gezahltes Honorar an Thomas Gottschalk. Nach dem Flop seiner Vorabendsendung hatte er sein vereinbahrtes Honorar weiter bekommen, ohne eine Gegenleistung – z.B. in Form einer anderen Sendemoderation – zu erbringen.
Diese Meldung wird vom Tagesspiegel in Zusammenhang mit dem vermeintlich schwindenden Vertrauen der Bürger in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gebracht. Dabei verweist die Zeitung auf eine Umfrage, die dies angeblich untermauert. Demnach würden 69 Prozent die Beitrage abschaffen, 25 Prozent wollten nicht zahlen, „weil die Berichterstattung des Staatsfunks ’nicht neutral‘ sei.“
Tenor: kein Wunder, dass bei dieser Verschwendung von Gebührengeldern die Bürger das öffentlich-rechtliche Modell immer weniger unterstützen.
Allerdings muss die Glaubwürdigkeit der angeblichen Umfrage stark in Zweifel gezogen werden, denn dahinter steckt – so unglaublich es scheint – ein PR-Konzept der Reifenlobby. Diese hatte eine Umfrage bei dem Erfurter Meinungsforschungsinstitut INSA Consulere in Auftrag gegeben, das auf Anfrage bestätigte, die Umfrage erhoben zu haben. Darin wird die populistische Wendung der „Zwangsabgabe“ von Rundfunkbeiträgen mit Maßnahmen einiger Vollstreckungsbehörden verknüpft. Diese wenden nach einem Bericht des Focus in einigen Kommunen die Methode an, säumigen Zahlern einen sogenannten „Ventilwächter“ in die Autoreifen bauen zu lassen, der langsam die Luft aus den Reifen läßt, wenn sie nicht zahlen.
Beim ARD/ZDF Beitragsservice zeigte man sich auf telefonische Nachfrage überrascht. Säumigen Zahlern würde lediglich Zahlungsaufforderungen zugeschickt. Für die Methoden der Vollstreckungsbehörden sei man nicht zuständig. Wie der Tagesspiegel übernahmen auch einige Online-Dienste die Daten zum Medienvertrauen aus der PR-Aktion ohne weiter zu recherchieren. Sicher dürften derartige Vollstreckungsmethoden kaum zum Ansehen von ARD und ZDF beitragen.
Doch bei genauerem Hinsehen fällt der angebliche krasse Ansehensverlust der öffentlich-rechtlichen Medien überraschend aus. Der Münchner Kommunikationswissenschaftler Carsten Reinemann und seine Kollegin Nayla Fawzi haben sich existierende seriöse Umfragen angesehen und die Langzeitdaten ermittelt. Demnach unterliegt das Medienvertrauen im Zeitverlauf gewissen Schwankungen und es war zwischen 1990 und 2015 schon einmal schlechter bestellt als gegenwärtig. Auch wenn hier Daten zu allen Medien einbezogen wurden, so lässt sich daraus lesen, dass das Medienvertrauen von aktuellen Ereignissen beeinflusst wird, wie z.B. im letzten Jahr von der beanstandeten Ukraine-Berichterstattung von ARD und ZDF. Und dies dürfte sich dann eher negativ auf die Zahlungsbereitschaft von Rundfunkbeiträgen auswirken.
Fazit: Hier sind seriöse Langezeitstudien zu öffentlich-rechtlichen Medien vonnöten, die wirklich umfassend über deren Akzeptanz Aufschluss geben. Und öffentlich-rechtliche Medien, die sich selbst auf den Prüfstand stellen.