#ZDFFernsehrat: Bund Deutscher Zeitungsverleger (BDVZ) erwägt Klage
Im Streit um den Sitz der Zeitungsverlegerlobby im ZDF Fernsehrat verhärten sich offenbar die Fronten. Seit einem Jahr ist der Sitz unbesetzt, weil der ZDF Fernsehrat den vorgeschlagenen BDVZ-Lobbyisten, den Verleger Valdo Lehari jr. nicht akzeptiert. Lehari leitet den Verwaltungssrat des Privatradios Antenne 1. Der ZDF Staatsvertrag legt aber fest, dass Aufsichtsratsmitglieder privat-kommerzieller Medien nicht gleichzeitig im Fernsehrat des öffentlich-rechtlichen ZDF sitzen dürfen. Anderen BDVZ Vertretern ohne diese Funktion steht jedoch ein Sitz zu.
Die Verlegerlobby wettert immer wieder gegen öffentlich-rechtliche Sender und deren Digitalstrategie (tagesschau-App). Zuletzt hat Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE und Präsident des BDVZ fälschlicherweise behauptet, die Öffentlich-Rechtlichen seien Staatssender. In populistischer Manier verglich er sie mit dem Staatsfernsehen in Nord-Korea. Tatsächlich sind die öffentlich-rechtlichen im eigentlichen Sinne bürgereigen, denn diese finanzieren sie hauptsächlich durch ihre Rundfunkbeiträge. Dass ÖRM kritikwürdig sind, weil sie u.a. versäumt haben, Bürger stärker einzubinden haben wir hier mehrfach diskutiert.
Die Verleger betrachten ARD und ZDF als Konkurrenten, die zudem den Wettbewerb verzerren. Diese Sichtweise ist mindestens zu kurz gedacht. Beide sind Verfechter des Meinungspluralismus. Viele Zeitungen/Zeitschriften sowie ARD/ZDF tragen zur Qualität im Journalismus bei und befruchten sich dabei wechselseitig. Beide sind mehr als die Summe ihrer Teile. Tatsächlich sitzen den Verlegern jedoch Intermediäre wie Google und Facebook im Nacken. Ihre Plattformen ziehen immer mehr Werbekunden vom klassischen Zeitungsmarkt ab. Sie brauchen sie aber auch, um mehr Kunden zu erreichen. Verlagen wie Axel Springer ist der Weg in die digitale Welt bislang gelungen, kleinere Verlage hinken hinterher. Dehalb das Feindbild Öffentlich-Rechtliche – und nicht Intermediäre. Aus taktischen Gründen dürfte es dem BDVZ deshalb so enorm wichtig sein, ihren Kandidaten Lehari jr. im ZDF Fernsehrat zu platzieren. Dort werden schließlich die Debatten um die zukünftige Strategie geführt.