#Publikumsbeschwerden: Buch gibt aufschlussreiche Einblicke in das Schweizer Modell
Die Initiative für einen Publikumsrat fordert seit langem ein anderes Beschwerdemanagment der öffentlich-rechtlichen Sender. In Deutschland dauert das Verfahren sehr lange, da eine formelle Beschwerde zunächst an den Intendanten eines öffentlich-rechtlichen Senders geleitet wird. Erst wenn man mit seiner unzufrieden ist und eine erneute schriftliche Bekräftigung der Beschwerde formuliert, wird diese dem zuständigen Rundfun- bzw. Fernsehrat zugeleitet. Das ist unverständlich, umständlich und soll wohl die Zuschauer auf Distanz zum Sender halten. Die in die Anstalten eingegliederten Zuschauerredaktionen stellen naturgemäß keine unabhängige Beschwerdestelle dar.
Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Schweiz: dort gibt es sowohl unabhängige Ombudsleute für Zuschauerbeschwerden als auch eine Unabhängige Beschwerdeinstanz, kurz: UBI. Diese hat sogar die Befugnis rechtskräftig zu urteilen und fehlerhafte journalistische Berichterstattung zu bestrafen, wenn sie eine Beschwerde für begründet erachtet.
Der Medienwissenschaftler Prof. em. Roger Blum hat nun ein Buch mit dem Titel „Unseriöser Journalismus? Beschwerden gegen Radio und Fernsehen in der Schweiz“ im UVK-Verlag veröffentlicht, das interessante Einblicke in die Beschwerdepraxis im Nachbarland Schweiz gibt. Dort wird ausführlich auf begründete und abgelehnte Beschwerden eingegangen, auch wie die UBI jeweils ihr Urteil im Sinne der Medienethik begründet.