#DerSpiegel: Titelthema verschweigt Reformvorschläge für ARD und ZDF
Der Spiegel titelt in seiner aktuellen Ausgabe reißerisch: „Die unheimliche Macht. Wie ARD und ZDF Politik betreiben.“ Im Heftinneren geht es dann aber um den Vertrauensverlust in die beiden öffentlich-rechtlichen Sender. Leider erwähnt der Artikel weder die Initiative Publikumsrat mit keinem Wort, die immerhin schon seit 2013 recht erfolgreich Reformvorschläge für die Öffentlich-Rechtlichen unterbreitet, noch die jüngste Initiative von 45 WissenschaftlerInnen, die 10 Thesen zur Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien vorgelegt haben. An der Formulierung der Thesen war die Initiative Publikumsrat ebenfalls intensiv beteiligt.
Es ist anzunehmen, dass diese Auslassung seitens der SPIEGEL-Redakteure bewußt vorgenommen wurde, um die Polarisierung in der Debatte um die Zukunft von ARD und ZDF weiter zu befeuern. Schließlich kämpft auch der SPIEGEL als Printprodukt in einer digitalen Medienumgebung mit sinkenden Werbeerlösen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass er grundsätzlich dem Verband der Zeitschriftenverleger (VDZ) sowie dem Bundesverband der Zeitungsverleger (BDVZ) folgt, der immer wieder durch massive und sachlich falsche Attacken gegen die bürger-finanzierten Sender auffällt, wie zuletzt dessen Vorsitzender Mathias Döpfner. Der Deutschlandfunk erklärt, warum ausgerechnet jetzt die Schärfe der Angriffe zunimmt:
„Dass Döpfner und andere Zeitungsverleger im Moment besonders laut öffentlich-rechtliche Sender kritisieren, liegt daran, dass aktuell wichtige Entscheidungen anstehen. Die zuständigen Medienpolitiker diskutieren etwa über die Frage, welche Regeln in Zukunft für die Online-Angebote der Öffentlich-Rechtlichen gelten sollten.“
Die Internet-Angebote der Sender seien zu textlastig, so der Vorwurf, und würden dadurch zu „presse-ähnlich“. Wie Fernsehen oder Information ohne journalistischen Text funktionieren, und wie die Bestandts- und Entwicklungsgarantie für die öffentlich-rechtlichen Medien dann gestaltet werden soll erklärt der Vorsitzende des BDVZ aber nicht.
Es ist deshalb nicht nur schade, dass DER SPIEGEL, als bekanntestes deutsches Nachrichtenmagazin, die Debatte nicht einordnet und wichtige Akteure, die sich für vernünftige Reformen einsetzen unerwähnt lässt. Letztlich müssen sich die Autoren den Vorwurf gefallen lassen, nicht den Qualitätsansprüchen guten Journalismus‘ zu genügen – und damit eher die Glaubwürdigkeit des SPIEGEL als jene der Öffentlich-Rechtlichen zu untergraben.