ARD und ZDF: Keine Bühne für PEGIDA!
In seinem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 25.1.2015 kritisiert der Soziologe Harald Welzer scharf, dass ausgerechnet das öffenlich-rechtliche Fernsehen der islam- und fremdenfeindlichen Bewegung PEGIDA eine Bühne bieten.
PEGIDA-Gründer als Talkshowgäste können ungehindert ihre Thesen verbreiten. Dadurch würde die Bewegung aufgewertet, obwohl die Zahlen eine eindeutige Sprache sprechen. Denn deutschlandweit gehen wesentlich mehr Menschen gegen PEGIDA auf die Straße als Anhänger der Bewegung. Am Beispiel von Hannover, wo 200 Menschen für, aber 19.000 gegen PEGIDA demonstrierten, macht Welzer deutlich, um was es sich eigentlich handelt: um ein randständiges Phänomen, das eine derartige öffentliche Präsenz nicht verdient.
„Genau deswegen ist es fahrlässig, dem Vorurteil und, schlimmer noch, dem tiefen Ressentiment, eine mediale Bühne zu bauen, wie es gerade das öffentlich-rechtliche Fernsehen macht. In jede Talkshow werden exakt jene eingeladen, die dem Vorurteil der – hauptsächlich Dresdner – Straße öffentliche Präsenz verleihen. Mir ist das unerträglich, weil diese Leute – Gauland, Petry, Oertel – in ihrem Desinteresse an Sachverhalten gerade keine zahlenmäßig relevante Gruppe repräsentieren.“
Statt den Ressentiments in Talkshows ungehindert eine Bühne zu bieten, pladiert die Initiative für einen Publikumsrat dafür, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihrer Verantwortung gerecht werden sollten, etwa indem sie die Hintergründe einordnen, das rechtsextreme Gedankengut von Pegida für die Mehrheitsgesellschaft entschlüsseln oder über die Ängste von Einwanderern und der Pegida-kritischen Bevölkerung berichten.
Auch Harald Welzer mahnt die Verantwortung der öffentlich-rechtlichen Medien an:
„Verantwortung für Demokratie zeigt sich auch darin, nicht im Spekulieren auf Einschaltquoten und politischen Krawall Menschen ein Millionenpublikum zu eröffnen, die sich bislang besser im Bereich der nicht-öffentlichen Meinung aufgehalten haben. (…) Es zum Gegenstand einer öffentlichen Debatte aufzuwerten, ist grundfalsch.“
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