Charlie Hebdo: Öffentlich-Rechtliche Inszenierung des Marschs der Politiker

Auch, wenn die Berichterstattung zu den grausamen Anschlägen auf die Redaktion der Pariser Zeitschrift „Charlie Hebdo“ abebbt, ändert es nichts daran, dass sich die öffentlich-rechtliche Berichterstattung – mal wieder – nicht mit Ruhm bekleckert hat.

Wie Ines Pohl in der taz berichtete, erweckte die Bebilderung der Berichte zum Pariser Gedenkmarsch der Millionen auch in ARD und ZDF den Eindruck, als hätten die Politiker die Spitze der Kundgebung angeführt.

„Dass die 44 Staatsoberhäupter nicht, wie berichtet und durch entsprechende Filmschnitte suggeriert, mitmarschierten, sondern gänzlich abgeschirmt von den restlichen Demonstranten für die Fotografen posierten. Angeblich von geladenen Demonstrierenden unterstützt, die so den Eindruck vermitteln sollten, die politischen Verantwortungsträger seien Teil des Volkes.“

Stefan Niggemeier postet auf seinem Blog Bilder von Augenzeugen, die dies belegen.

Dass Politiker aus Sicherheitsgründen kaum wie normale Bürger mitmarschieren können, erscheint nachvollziehbar. Kritische Journalisten wie Pohl und Niggemeier kritisieren jedoch, dass die gewählten Bildausschnitte bei einem inszenierten Fototermin entstanden sind, der weit hinter der tatsächlichen Kundgebung stattfand, in der Berichterstattung darauf jedoch nicht hingewiesen wurde. Den Medienschaffenden sei vorzuwerfen, „dass ihnen die Wirkung der Bilder, also die Wirkmächtigkeit des Symbols, wichtiger war als die Dokumentation der Realität“, so Ines Pohl. Schade nur, dass die taz-Redakteurin das Unwort „Lügenpresse“ bemüht, um ihre wichtige Kritik an der Bildinszenierung vorzubringen.

Der Chef der ARD-Tagesschau, Kai Gniffke, reagierte in seinem Blogeintrag gewohnt Dialogresistent und bezeichnete die Vorwürfe der Inszenierung  als „kompletten Unfug“. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Vehemenz hier reagiert wird. Die Inszenierung der Bilder hätte für den Fernsehzuschauer eingeordnet werden müssen, um diesem einen realistischen Eindruck des Geschehens vor Ort zu ermöglichen.

20. Januar 2015 von Christine Horz
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