Öffentlich-rechtliche Sender gehen auf Publikum zu – wirklich?

Als erster öffentlich-rechtlicher Sender hatte der WDR in Köln im Jahr 2013 ein Format mit dem Titel WDR-Check initiiert, in dem sich der Intendant Tom Buhrow öffentlich den Fragen des Publikums stellt. Auf den ersten Blick ein Schritt in Richtung Dialog mit dem Publikum. Allerdings behält es sich der WDR vor, jene Fragen herauszufiltern, auf die Buhrow eine Antwort geben wird. Außerdem fanden von 2013 bis heute lediglich drei WDR-Checks statt – viel zu wenige und viel zu unregelmäßig, um von einem nachhaltigen Dialog mit dem Publikum sprechen zu können.

Auch das ZDF hat kürzlich nachgezogen, wenn auch weniger publikumswirksam – und mit reichlicher Verspätung. Auf der Seite Korrekturen im Webauftritt der heute-Redaktion veröffentlicht der Sender Richtigstellungen zu Fehlern, die in den Nachrichtensendungen heute und heute-journal unterlaufen sind. Möglichkeiten Fragen zu stellen, gibt es hier nicht.

Von anderen öffentlich-rechtlichen Sendern ist nichts dergleichen bekannt. Insgesamt tun die Anstalten also noch viel zu wenig, um Transparenz hinsichtlich des Programms herzustellen und mit dem Publikum in einen Dialog zu treten.

Dies wäre jedoch angesichts der Umwälzungen im Medienbereich unbedingt notwendig, Journalisten und nicht zuletzt die unter (ökonomischen) Druck geratenen öffentlich-rechtlichen Anstalten müssen sich stärker um die Akzeptanz in der Bevölkerung bemühen und eine Allianz mit dem Publikum schmieden, wollen sie zukünftig bestehen. Es wird nicht damit getan sein, öffentliche Rundfunk-und Fernsehratssitzungen abzuhalten oder hin und wieder einen Sender-Check auszustrahlen. Das Publikum muss auch mitdiskutieren und mitbestimmen können. Es sollte aber auch selbst aktiver werden; Dialog und Beteiligung viel stärker als bisher einfordern. Individuelle Rückmeldungen sind dabei erfahrungsgemäß weniger wirksam als beispielsweise das Engagement in Initiativen, z.B. als Mitglied des Publikumsrats e.V. oder der Aufbau lokaler Publikumsratsnetzwerke.

Wir freuen uns über Engagierte!

 

 

 

30. März 2015 von Christine Horz
Kategorien: Allgemein | 1 Kommentar

1 Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert