#AGF: Fernsehquoten berücksichtigen erstmals auch Nicht-EU-Ausländer

Die AGF-Fernsehforschung wird von ARD, ZDF sowie Pro7Sat1 und RTL finanziert und misst im Gegenzug die Einschaltquoten der entsprechenden Fernsehsender. Von Kommunikationswissenschaftlern wird seit langem die Grundgesamtheit der in die Messung einbezogenen Zuschauer kritisiert. Bei der Messung der Einschaltquoten bestand die zugrunde gelegte Grundgesamtheit der ZuschauerInnen ausschließlich aus Deutschen und EU-Ausländer. Im Einwanderungsland Deutschland leben aber Menschen mit unterschiedlicher Nationalität, wobei EU-Ausländer etwa Zweidrittel ausmachen, andere ein Drittel. Hauptkritikpunkt ist, dass aufgrund der fehlenden Quoten die Sehgewohnheiten der Nicht-EU-AusländerInnen einer „Black Box“ gleichen. Folglich werden ihre Programmvorlieben auch bei der Sendeplanung kaum berücksichtigt – was dazu führt, dass sich Einwanderer mit ausländischem Pass zwar mit ihren Beiträgen an der Rundfunkfinanzierung beteiligen, sich jedoch kaum im Programm wiederfinden. Dieser Befund wurde durch die Medienforschung sowie in kommunikationswissenschaftlichen Studien mehrfach belegt: Obwohl Ausländer zu den Stammnutzern deutscher Fernsehprogramme gehören,  fühlen sie sich von den Inhalten nur teilweise angesprochen.

Trotz einer grundsätzlicheren Kritik an der Quotenfixierung der TV-Sender, auf die hier nicht weiter eingegangen wird,  war es längst überfällig, dass die AGF ihr Messschema ändert.  Seit 1.1.2016 werden nun erstmals die „deutschsprachigen“  ZuschauerInnen erfasst, ohne Bersücksichtigung der Nationalität. Interessant ist auch, dass dies ein Zuwachs der gemessenen ZuschauerInnen bedeutet, wobei dieser besonders bei Kindern und Jugendlichen ins Gewicht fällt.

Nun werden wir weiter beobachten, inwieweit die neuen Daten tatsächlich zu einer umfassenderen Berücksichtigung der ausländischen ZuschauerInnen im Programm führen. Gerade angesichts der Flüchtlinge wären beispielsweise verstärkte Anstrengungen der öffentlich-rechtlichen Anstalten notwendig, um deren Grundversorgung zu gewährleisten.

05. Januar 2016 von Christine Horz
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