#ZDFMonaLisa: Aus für Frauensendung

Die bekannte ZDF-Sendung ML Mona Lisa wurde kürzlich nach 29 Jahren eingestellt. ML Mona Lisa war eine der beiden Formate im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen, das sich speziell Frauenthemen widmete (neben frauTV, WDR). Während er letzten Rundfunkratssitzung des ZDF wurde die Abschaffung seitens des Programmausschusses vorgeschlagen. Nach kurzer Diskussion und dem Bekenntnis des Intendanten, die Themen anderweitig im Programm unterzubringen, wurde die Abschaffung der Sendung beschlossen. Die Begründung wurde nicht ganz klar, es klang jedoch so, als sei eine reine Frauensendungen überflüssig geworden. Davon abgesehen, dass ML Mona Lisa nicht besonders kritisch und meist auch sehr leise war und daher selbst einen Teil zur Absetzung beigetragen haben dürfte, befremdet der Schritt des Senders noch aus anderem Grund. Wir sind nach wie vor weit von einer Gleichstellung der Frauen in der Gesellschaft, TV und Kino entfernt. Dies belegt u.a. eine  just in derselben Woche veröffentlichte Studie zur Geschlechterdiversität im Fernsehen. Initiiert hatte die  Studie mit dem Titel „Audiovisuelle Diversität? – Geschlechterdarstellung in Film und Fernsehen in Deutschland“ die Schauspielerin Maria Furtwängler. Durchgeführt wurde eine der umfangreichsten quantitativen Untersuchungen zur Geschlechtervielfalt vor der Kamera am kommunikationswissenschaftlichen Institut der Universität Rostock.  Gefördert wurde sie u.a. von der RTL Group sowie von ARD und ZDF.

Die Befunde sind eindeutig: über alle Fernsehprogramme hinweg kommen auf eine Frau zwei Männer. Männer führen durch’s Programm und erklären uns ihre Welt. Die Sicht der Frauen: ein Nebenschauplatz.

Besonders frappierend: die Befragung zu Kindersendungen. Denn selbst wenn dort Tiere oder Pflanzen als Hauptdarsteller vorkommen, sind diese zu 87% bzw. 88% männlich. Allein diese  Überrepräsentation männlicher Protagonisten (und fehlende Alternativen) lässt vermuten, dass diese Geschlechterbilder stark prägend auf Kinder wirken.

Gleichwohl bietet diese Studie nur einen Ausschnitt, denn die Situation hinter der Kamera wurde nicht beleuchtet. Dort dürfte es noch schlechter bestellt sein um die Gleichstellung.

Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten sich nun zu Vorreitern machen, was Diversität angeht – und dazu gehört auch die kulturelle Vielfalt, wie etwa durch stärkere Repräsentation von MigrantInnen – vor und hinter der Kamera.

Aus dieser Perspektive betrachtet erschließt sich dann nicht mehr, warum ML Mona Lisa abgesetzt und nicht ausgebaut wurde.

31. Juli 2017 von Christine Horz
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