Der lange Abschied von der Quote
In einem Artikel der Wochenzeitung „Die Zeit“ reflektiert die Journalistin Anne Kunze über die Quotenfixierung der öffentlich-rechtlichen Sender – sehr lesenswert! Vor allem deshalb, weil sie einigen Programmmachern entlockt, dass sie sich innerlich bereits von der Quote als zentrales Instrument der Akzeptanzmessung verabschiedet haben. Schließlich ist fraglich, wer in den 5000 (!) Haushalten im GFK-Panel wann das Knöpfchen drückt – und wer sich überhaupt bereit erklärt, messen zu lassen. Auch die Nicht-Seher und Abschalter werden mit der Quote nicht erfasst.
Das Durchschnittsalter der FernsehrzuschauerInnen öffentlich-rechtlicher Anstalten bewegt sich um die 60 Jahre, Tendenz steigend. Angesichts solcher Zahlen ist in der Tat fraglich, ob ARD und ZDF noch für die Allgemeinheit senden. Deshalb fordert auch die Initiative für einen Publikumsrat, endlich qualitative Messmethoden einzuführen. Das würde aber bedeuten, dass sich die Sender intensiver und breiter angelegt als bisher mit ihrem Publikum befassen, denn um Akzeptanzvariablen jenseits von Einschaltquoten zu bekommen, müsste man mit den HörerInnen und ZuschauerInnen auf nachhaltiger und regelmäßiger Basis ins Gespräch kommen, ihre Motive ergründen, warum und warum nicht Sendungen gesehen werden, wie und wann sie gerne gesehen werden oder was Jüngere an Breaking Bad und politisch anspruchsvollen und trotzdem spannenden Serien wie Borgen und House of Cards fasziniert. Statt darauf zu warten, dass die Sender den Dialog mit dem Publikum anstoßen, werden wir sie gerne immer wieder daran erinnern.
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