#Kirchenrepublik Deutschland: Kirche als Lobbyorganisation im Rundfunk- und Fernsehrat
Der Politologe Carsten Frerk kritisiert in seinem neuen Buch „Kirchenrepublik Deutschland“ u.a. die Dominanz der Kirchen in den Rundfunk- und Fernsehräten der öffentlich-rechtlichen Medien. In einem Interview auf Deutschlandfunk nimmt er dazu Stellung:
„Wenn ich mir die Entwicklung in der Bevölkerung anschaue, dass wir mittlerweile ein Drittel Kirchenmitglieder haben, katholisch, und noch ein Drittel, etwas weniger, evangelisch, und eine etwas größere Gruppe, die nicht mehr Kirchenmitglieder sind, dann würde ich doch erwarten, dass sich diese Veränderungen auch in diesen Gremien öffentlich-rechtlicher Sender allmählich darstellt. Und auch gerade jetzt bei der Neubesetzung des ZDF-Fernsehrates ist das überhaupt nicht berücksichtigt worden.“
Zwar würden Muslime mittlerweile berücksichtigt, doch dass die große Gruppe der Nicht- oder Andersgläubigen dort gar nicht repräsentiert seien, hält Frerk für problematisch. Damit spielt er auf das Drittsenderecht an, dass nur anerkannten Körperschaften zusteht. So kommt es, dass die christlichen Kirchen eigene Redaktionen in den öffentlich-rechtlichen Medien unterhalten und ihre Bekenntnissendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk senden dürfen.
„Nur wenn ich in einem Medium arbeite, das sich eben nicht nur an religiöse Hörer wendet – wenn es der Evangeliums-Rundfunk ist als Beispiel oder Bibel-TV, da sollen die ihre religiösen Bekenntnisse abgeben, wie sie wollen und möchten und rauf und runter – aber nicht in einem öffentlich-rechtlichen Sender! Das Verfassungsgericht hat mal gesagt, der Staat ist die Heimstatt aller Bürger. Und diesen Auftrag sehe ich auch für zumindest die öffentlich-rechtlichen Medien. Also ein Sender für alle Bürger. Und wenn es dann eine Spezialsendung gibt, wie eben Gottesdienst am Morgen oder Morgenandacht, da ist ja auch die religiöse Bekenntnisebene klar auch benannt, so angesprochen, da würde ich mich sehr wundern, wenn da etwas Atheistisches kommen würde.“
Der Politologe kritisiert die christlichen Kirchen auch deshalb, weil sie erfolgreich ihre wirtschaftliche Macht und ihre letztlich politische Einflussnahme verschleiern, obwohl sie für letzteres gar kein Mandat haben.