#Terrorberichterstattung: Plötzlich ist jeder ein Terrorexperte

Über die – wieder mal – unsägliche, weil hoch spekulative Berichterstattung vor allem der ARD ist in den vergangenen Tagen einiges gesagt worden. Doch die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender tun sich offenbar schwer, einen adäquaten Umgang mit Amok und Anschlägen zu finden, wobei es durch die Schlagzahl der Ereignisse nicht besser wird. Immerhin wird nun öfter davon gesprochen, dass man die letzten Taten schlecht einschätzen könne. Nichtsdestotrotz präsentierte die ARD  nun einen neuen „Terrorexperten“ in Person des SZ Chefredakteurs Georg Mascolo. Wie der Autor Bernd Ziesemer aufdeckt, war Mascolo schon Experte in vielerlei Thememgebieten:

„Finanzexperte (Panama Papers), „DDR-Experte“ (Jahrestag des Mauerfalls) oder „Geheimdienstexperte“ (BND-Skandal) … Sein Vorteil: Mascolo plaudert relativ intelligent über jedes Thema – auch wenn er nicht wirklich etwas über das Thema weiß. Solche Experten liebt man im Fernsehen, wo nichts wichtiger in einer Sondersendung ist, als solange zu reden, bis endlich wieder neue Nachrichten hereinkommen. Das kann Mascolo. Mehr aber leider auch nicht.

Ganz offensichtlich versäumen es die Sender, systematisch Experten heranzuziehen und aufzubauen.“ Das müssen ja nicht unbedingt ehemalige „Polizisten, Generäle oder Schlapphüte“ sein, wie Ziesemer vorschlägt.  Es gäbe ja auch noch Wissenschaftler, die sich seit Jahren und sehr fundiert mit diesen Themen befassen.

An dem Befund des Autors, dass die Öffentlich-Rechtlichen Strukturen zu schwerfällig sind, um Redakteure an den Ort des Geschehens zu schicken mag etwas dran sein. Andererseits bringen auch Reporter vor Ort nichts, wie man gesehen hat, wenn sie über weniger Informationen verfügen als die Frau /der Mann im Studio. Und: eine zusätzlicher Nachrichtenkanal (neben PHOENIX), wie derzeit diskutiert, kann dieser Misere auch nicht abhelfen. Viel wirksamer dürfte es sein, in den Sendern kleine Rechercheeinheiten aufzubauen, die einen Themenkomplex phänomenologisch aufarbeiten und im Idealfall zu gegebener Zeit genügend Hintergrundinformationen und wirkliche Experten verfügt, um auch bei dünner Informationslage differenziert berichten zu können.

 

 

 

27. Juli 2016 von Christine Horz
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